Hundeschule statt Hunde aussetzen

In einer guten Hundeschule lernen Hunde und ihre Menschen, sich miteinander zu verständigen und üben das unter fachkundiger Anleitung. Das Wissen über den artgerechten Umgang mit dem Hund und die praktische Anwendung im Alltag bilden die Grundlage jeder gelungenen Mensch-Hund-Beziehung. In der chilenischen Gesellschaft ist dieses Wissen jedoch bislang nahezu nicht vorhanden, was wohl zu den wichtigsten Ursachen für die enorme Zahl streunender Hunde und die damit verbundenen Probleme zählt.

Mit den Folgen dieser Wissensmängel haben die Mitglieder im Netzwerk „Chilenischer Tierschutzbund“ täglich doppelt zu kämpfen: Erstens, wenn sie die ausgesetzten, verwahrlosten Hunde retten und wieder aufpäppeln müssen, und zweitens, wenn sie ihren Schützlingen ein Zuhause vermittelt haben, aber die neuen Besitzer nicht mit den Tieren umgehen können und sie zurückbringen. Den Anfang, das zumindest in ihrem Umfeld zu ändern, will das Refugio Patitas Sin Hogar nun machen und Hundetraining für die Mitglieder im Netzwerk „Chilenischer Tierschutzbund“, die neuen Besitzer sowie andere interessierte Personen anbieten.

Das Refugio beginnt deshalb diesen April mit der Umsetzung eines Plans, der bereits im Oktober 2019 im Rahmen unserer Projektreihe „Voneinander lernen“ beim Besuch der deutschen Tierpfleger/innen in Chile entstanden ist. Damals hatten drei Wochen lang regelmäßige Übungsstunden mit den Hunden stattgefunden, erst auf einem ruhigen abgegrenzten Gelände der Rettungsstation, danach auch in der Öffentlichkeit. Ab da gehörte der tägliche Spaziergang fest zum Tagesplan des Refugio, denn die Hunde hatten das entspannte Gehen an der Leine gelernt, was ihre Chancen auf eine gelingende Adoption deutlich erhöhte. Mit Einsetzen der Coronapandemie und der in Chile sehr strikt gehandhabten Ausgehverbote war damit zwar leider Schluss, aber auf dem Gelände des Refugio kann weiterhin geübt werden.

Im April nun kommt die Leiterin des Refugio für drei Monate nach Deutschland und beginnt hier eine Ausbildung zur Hundetrainerin. Der Weg bis zum Zertifikat ist lang, weil die Ausbildung gründlich und teuer ist und die Tierschützerin zwischendurch immer wieder nach Chile zurückkehren muss, um sich um das Refugio zu kümmern und das bereits Gelernte weiterzugeben.

FinnDomingo e.V. unterstützt sie bei diesem sinnvollen Vorhaben nicht nur finanziell, sondern auch über den Aufbau eines Freiwilligendienstes. Die erste tüchtige junge Frau dafür haben wir schon gefunden. Mit etwas Glück kann sie das Team im Refugio Patias Sin Hogar bald unterstützen.